Bergwerksachen

Das Bergwerk ist eine Baustelle! Als Goethe 1776 vor dem Ilmenauer Bergwerk steht, muss es dringend saniert werden. Und er soll dafür sorgen, denn unter die Ämter, die er in Sachsen-Weimar-Eisenach innehat, fällt seit 1777 der Bergbau. Der Versuch, das nach einem Wassereinbruch stillgelegte Ilmenauer Kupfer- und Silberbergwerk wieder in Gang zu setzen, macht Goethe in den nächsten Jahren schwer zu schaffen.

Dafür vertieft er sich in Bergwerksachen, untersucht die Technik in anderen Bergwerken, treibt den Bau des Schachts Neuer Johannes voran. Den Schacht betrachtet Goethe als Türe, durch die man zu den verborgenen Schätzen der Erde vorstößt. Auf der Feier zu der Schachteröffnung 1784 führt er mit einer Spitzhacke den ersten Hieb durch, und man hört den Bergmannsgruß Glückauf!

Aber häufig läuft Wasser in die Schächte und muss aus der Grube abgepumpt werden, bis 1796 ein Stollen einstürzt und die Schachtarbeiten abrupt enden. Als die Schächte 1814 verfüllt sind, muss Goethe auch den Plan begraben, in Ilmenau, am Thüringer Wald, die Schätze der Erde zu heben.

Kein Schacht zu tief, kein Stollen zu niedrig

Trotzdem hören die Ausflüge in die Welt unter Tage für den Autor nicht auf. Außer in llmenau, wo er im Oktober 1784 einmal neun Stunden lang durch die Schächte wandert, fährt Goethe auch an anderen Orten in Bergwerke ein. 1777 macht er eine Forschungsreise in den Harz und erkundet die Gruben und Höhlen vor Ort so gründlich, dass, schreibt er, ich jetzt um und in Bergwerken lebe, auch wenn es gefährlich ist, in die nassen Grubenschächte zu steigen. Ab und zu gibt es sogar noch Steinschläge. Hier hätte ihn in einer der Clausthaler Gruben fast ein Felsblock von fünf, sechs Zentnern erwischt und durch das Gewicht dann sicher gequetscht!

Allen Gefahren zum Trotz drängt es Goethe immer wieder in die Tiefen der Erde, in die schmalen Schächte und niedrigen Stollen. Von Friedrichsroda aus kriecht er 1782 unerschrocken in den Eingeweiden der Erde herum. Auf Leitern klettert er später in die Zinnwalder Grube, ungefähr 600 Meter tief, und - nur vier Tage nach dem Steinschlag - über 3000 Sprossen und mehr als 800 Meter in die Grube Samson in Sankt Andreasberg! Ganz schön abenteuerlustig oder, wie in einer Anmerkung des Autors steht, bergbaulustig!

Die Fahrt nach Schlesien führt Goethe 1790 an die Friedrichsgrube und in die Salzmine Wieliczka in der Gegend von Krakau. Auf - steilen - Stufen gelangt er in eine aufregende unterirdische Salzlandschaft. Verschlungene Korridore und Förderschächte ziehen sich durch die Erde. Aus dem Salzstein haben die Bergleute hohe Kammern und Kapellen gehauen. Goethe war hier - und steht dort heute noch, als Statue unter Tage, in Salz geschlagen!

Reich der Steine

Und Goethe sammelt Steine! Den Geologenhammer am Mann, hämmert und zeichnet der Autor, führt Listen, trägt 1784 im Harz Steinfunde noch ins Geologische Tagebuch ein und schleppt Proben von dort zurück. Während die Sammlung vom Harz und den Alpen bis zum Vesuv reicht, schließt sie auch Steine ein, die seine Abstecher in den Berg zeigen. Gesteine und Mineralien lagern in Sammlungsschränken in Goethes Haus am Frauenplan. Sorgfältig in Schachteln - und sogar in Pillendosen - gelegt. Reste der Untertagewelt, eingebettet in Schubkästen!

 


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