„Ginkgo-biloba“

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie ‘s den Wissenden erbaut.

Ist es Ein lebendig Wesen
Das sich in sich selbst getrennt,
Sind es zwey die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt.

Solche Frage zu erwiedern
Fand ich wohl den rechten Sinn;
Fühlst du nicht an meinen Liedern
Dass ich Eins und doppelt bin?

Im Jahr 1815 schrieb Goethe dieses Gedicht eigenhändig nieder. Insgesamt existieren drei Fassungen. Eine ist datiert auf den 27. September 1815 und Teil eines Briefes von Goethe an Rosette Städel (geb. von Willemer). Die hier abgebildete zweite Fassung ist Beilage eines Briefes von Goethe an den Herzog Carl August vom 10. März 1820. Im "West-östlichen-Divan" veröffentlicht Goethe 1819 die dritte Fassung des Gedichts in der Schreibweise „Gingo biloba“. 

 


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