JOHANN PETER ECKERMANN (1792–1854)
Zwei eigenhändige Briefe mit Unterschrift
an Friedrich Wilhelm Riemer (1774–1845)
Hannover, 1. Februar 1823
und Empelde [bei Hannover], 17. Februar 1823
Unter den jüngsten Neuerwerbungen des Goethe-Museums Düsseldorf sind zwei umfangreiche Briefe Eckermanns, in denen er die Fallgeschichte eines jungen Theatromanen aus Hannover vorlegt. Dieser junge Mann namens August Kiesewetter hatte zuvor Goethe aus einem Nachbarsgarten in Weimar observiert, war dann aber wieder nach seinem Geburtsort bei Hannover zurückgekehrt.
Den ersten Brief vom 1. Februar schreibt Eckermann im Namen von Kiesewetters Mutter; im zweiten befasst er sich näher mit dem Naturell des Theaterbegeisterten, im Sinne einer „Erfahrungsseelenkunde“, und bekundet seine
„freudige Theilnahme darüber […], daß ein mitunter liebenswürdiger junger Mensch glücklich aus Ihrer Nähe gebracht ist, dessen Leichtsinn und ungebärdiges Wesen überall Mühe und Verwirrung anrichtet wohin er nur tritt. Ich kann dieses mit voller Überzeugung aussprechen indem ich seit den vier Jahren daß ich mich seiner Leitung angenommen, nur Erfahrungen solcher Art an ihm gemacht, nichts als unsägliche Last an ihm gehabt habe und in meinen eigenen Bestrebungen auf das unangenehmste fortwährend durch ihn behindert worden […]. Eine so erregbare Natur wie Sie zu seyn scheinen ist für ein Naturell wie das des bewußten jungen Mannes nicht gemacht. Dieses bey mir selbst fühlend war ich schon früher willens Ihnen das ganze Verhältniß unmittelbar aufzudecken und ich hätte es auch sicher gethan, wenn es mir nicht möglich geworden wäre im Namen der Mutter alles abzumachen. Nun ist es gut daß die Sache ein so baldiges und so erwünschtes Ende genommen hat.“
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