10.04.2024, Mittwoch, 19:00 Uhr
Vortrag von Prof. Dr. Helmut Koopmann, Augsburg

Eintritt frei

Goethes Werther ist oft als Geschichte einer verfehlten Beziehung gelesen worden. Aber die unglückliche Liebesaffäre ist nicht Ursache der inneren Zerstörung Werthers, sondern Teilstück einer seelischen Entgleisung, die ganz andere Gründe hat. Die Psychiatrie erkennt in Werthers Geschichte eine affektive Psychose bis hin zur Autoaggression. Die Diskussion über die Ursachen einer so tiefreichenden emotionalen Störung ist offen: es gibt mehrere kontroverse Erklärungen. Diskutiert wird heute vor allem die These der endogenen Depression.

Natürlich ist Werther ein wenig auch Goethe selbst. Der bringt sich nicht um, sondern sucht sich durch ein neues Liebesabenteuer aus einer unglücklichen Beziehung zu befreien: in Briefen an Auguste zu Stolberg. Doch Werther lässt ihn nicht los – Goethes Briefe lesen sich wie eine Fortsetzung seines Romans und als Ausdruck einer immer noch nicht bewältigten Lebenssituation.

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