Eintritt frei
Karl Philipp Moritz (1756–1793), der Freund Goethes, ist das Musterbeispiel eines deutschen Autors, der mit jüdischen Intellektuellen in empathischem Austausch zusammenarbeitete. In einer Zeit, in der die jüdische Minderheit noch keine Bürgerrechte hatte, bot er jüdischen Autoren in der ersten deutschsprachigen Zeitschrift für Psychologie ein Forum. Nicht nur, dass im „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde“ junge Schriftsteller wie Lazarus Bendavid (1762–1832) oder Aaron Wolfsohn (1754–1835) publizierten, auch bei der Konzeption von Moritz‘ sogenannter „Erfahrungsseelenkunde“ stand der berühmte Berliner Philosoph Moses Mendelssohn (1729–1786) Pate. Mendelssohn, dem Moritz einen langen Nachruf widmete, der renommierte Mediziner Marcus Herz (1747–1803) – Moritz‘ Hausarzt – und der ‚wilde‘ Kantianer Salomon Maimon (1753–1800) bereicherten als Autoren und Herausgeber die innovative Psychologiezeitschrift: Beispiele für die gelungene Integration der jüdischen Intellektuellen in die deutsche Kultur.
Das Leitbild lautete „Humanität“. Das „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde“ widmete sich den geschundenen Menschen. Die geübte Empathie und Solidarität mit den Benachteiligten ist untrennbar verbunden mit den Erfahrungen von Ausgrenzung, die der aus kleinen Verhältnissen stammende Moritz wie die jüdische Minderheit machen musste; nicht verwunderlich, dass die Zusammenarbeit sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie und der Reflexion von Verhaltensprägungen abspielte. Moritz strebt einen Umgang miteinander an, der „die Scheidewand weg[hebt], die durch Alter, Sitten, Stand und Sprache Menschen von Menschen sondert“, und zielt auf das „sympathetische Mitgefühl der Menschheit, die sich sehnet, dem Druck entnommen zu seyn, der auf ihr liegt, und in ihrer angestammten Größe wieder zu schimmern.“
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