25.09.2019, Mittwoch, 14:15 Uhr bis 27.09.2019, Freitag, 14:00 Uhr
Die internationale und intermediale Thomas-Bernhard-Rezeption

Tagung in Kooperation mit der Heinrich-Heine-Universität. Veranstalter: Robin M. Aust und Dr. Florian Trabert

2019 wird sich der Tod von Thomas Bernhard zum dreißigsten Mal jähren. Dieses Gedenkjahr soll den Anlass bieten, die künstlerische Nachwirkung von Bernhards Leben und Werk umfassend zu untersuchen. Diese ist bereits zu Bernhards Lebzeiten, erst recht aber in den drei Jahrzehnten seit seinem Tod, zu einem gleichermaßen internationalen wie intermedialen Phänomen geworden. In seinem Roman Korrektur (1975) lässt Bernhard die Figur Roithammer klagen: »unsere Idee wird aufgegriffen und schamlos ausgenützt, das beobachten wir immer wieder, wie eine Idee aufgegriffen und schamlos ausgenützt wird dann von Hunderten von Nachmachern« (Bernhard, Thomas: Korrektur, Frankfurt a.M. 1988, S.212). Bezogen auf die Rezeption des österreichischen Autors scheint diese Tirade nicht einmal eine Bernhard-typische Übertreibung darzustellen, wenngleich sie das produktive Moment der vielfältigen Rezeptionsphänomene unterschlägt. Diverse deutschsprachige Autoren wie Rainald Goetz, Norbert Gstrein, Elfriede Jelinek, Gert Jonke, Werner Kofler, W.G. Sebald, Birgit Vanderbeke oder Moritz von Uslar standen bereits – so der Titel eines Aufsatzes von Uwe Betz – mit mal mehr, mal weniger eindeutiger Beweislage ›unter Bernhard-Verdacht‹ (Vgl. Uwe Betz: Unter »Bernhard-Verdacht«. In: Thomas Bernhard Jahrbuch 2005/06, S.175-190).  Die internationale Dimension der Bernhard-Rezeption belegen Texte von Horacio Castellanos Moya, Matias Enard, John Fosse, William Gaddis, Gabriel Josipovici, Imre Kertész, Barbara Markovic, Yasmina Reza oder Gemma Salem.  Die Geschichte der intermedialen Bernhard-Rezeption setzt bereits mit den Vertonungen des späteren Klägers im Holzfällen-Skandal, Gerhard Lampersberg, ein und setzt sich mit Kompositionen und Improvisationen von beispielsweise Lukas Haselböck oder dem Upper Austrian Jazz Orchestra fort, während im Bereich der Comic-Adaptionen vor allem Nicolas Mahlers Graphic Novels zu nennen sind. Kurz: Der ›Kontinent Bernhard‹, den ein 1995 von Wolfram Bayer herausgegebener Sammelband vermessen hatte,  ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Bernhard-Universum expandiert, dessen genauere Kartierung noch weitgehend ein Forschungsdesiderat darstellt (Vgl. Wolfram Bayer: Kontinent Bernhard. Zur Thomas Bernhard-Rezeption in Europa, Wien u.a. 1995).

Die künstlerisch produktive Bernhard-Rezeption steht im Interessenfokus der internationalen Tagung, die vom 25.09 bis 27.09.2019 im Düsseldorfer Goethe-Museum stattfinden wird. Auf dem Tagungsprogramm vertreten sind Beiträge zu u.a. Bernhards Person und seinem Werk in der Literatur, aber auch in anderen Künsten und Medien wie dem Theater, dem Hörspiel, der Musik, dem Film, der bildenden Kunst und dem Comic.

Bei Fragen rund um die Tagung wenden Sie sich bitte an
Dr. Florian Trabert (trabert [at] phil [dot] hhu [dot] de) oder
Robin-M. Aust, M.A. (raust [at] phil [dot] hhu [dot] de)

TAGUNGSPROGRAMM

 

25. September

14:15-14:30

Robin-M. Aust/Florian Trabert

Begrüßung

Sektion I: Thomas Bernhard als literarische Figur

14:30-15:15

Martin Huber (Salzburg)

Die Literarisierung von Bernhards Person in Robert Schindels Roman Der Kalte mit einem Seitenblick auf Bernhards Peymann-Dramolette und Schimmelbuschs Murau Identität

15:15-16:00

Robin-M. Aust (Düsseldorf)

Thomas Bernhard als literarische Projektionsfläche

16:00-16:30

Kaffeepause

Sektion II: Thomas Bernhard im Comic

16:30-17:15

Elisabeth Klar (Salzburg)/Lukas Kummer (Kassel)

Die Adaption von Die Ursache als Graphic Novel

17:15-18:00

Monika Schmitz-Emans (Bochum)

Nicolas Mahlers Bernhard-Rezeption

26. September

Sektion III: Die internationale Thomas Bernhard-Rezeption

10:00-10:45

Manfred Mittermayer (Salzburg)

Die englischsprachige Bernhard-Rezeption

10:45-11:30

Byron Spring (Oxford)

Aus schierer Wut. Thomas Bernhard und Geoff Dyer

11:30-12:15

Beate Sommerfeld (Posen)

Bilderschmäh. Intertextuelle Bezugnahmen auf Thomas Bernhard in Jacek Dehnels Roman

Krivoklat

12:15-14:30

Mittagspause

Sektion IV: Die deutschsprachige Thomas Bernhard-Rezeption

14:30-15:15

Natalie Moser (Potsdam)

Thomas Bernhards Anti-Heimatliteratur und die produktive Fortsetzung bei Hermann Burger und Josef Winkler

15:15-16:00

Florian Trabert (Düsseldorf)

Kulturelles Gedächtnis nach dem Holocaust. Thomas Bernhards Auslöschung und W.G. Sebalds

Austerlitz

 

 

16:00-16:30

Kaffeepause

16:30-17:15

Alexandra Ludewig (Perth)

Regulierte Gehässigkeit. Thomas Bernhards Echo in Daniel Kehlmanns Werk

17:15-18:00

Kathrin Klohs (Basel)

Schimpfen über die deutsche Universität. Die bernhardesken Campusromane von Jörg Uwe Sauer

27. September

Sektion V: Musikalisierungen und Vertonungen

10:00-10:45

Vera Kotelewskaja (Rostow)

Die Musikalisierung des Diskurses in Bernhards und Jelineks Poetik. Zwischen der Kunst der Fuge und der Wagnerischen Leitmotivik

10:45-11:30

Marco Hoffmann (Krems)

„…und ich lief, ich lief, ich lief durch die Gassen…“. Thomas Bernhards Holzfällen und seine Vertonung in Friedrich Cerhas bevor es zu spät ist

11:30-12:00

Kaffeepause

Sektion VI: Orte der Thomas Bernhard-Rezeption

12:00-12:45

Daniel Werner (Köln)

Ungenach. Ein Feldversuch

12:45-13:30

Eva Edelmann (Salzburg)

Nathal und alles, was damit zusammenhängt. Das Ohlsdorfer Thomas-Bernhard-Haus als Ort der literarischen und biografischen Rezeption

13:30-14:00

Abschlussdiskussion

 


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